- von Helmut Schröder
- an 24 Okt, 2025
Ein Bauantrag ist der offizielle Gesuchsbogen, mit dem das Bauamt die Genehmigung für Neubau, Umbau oder Anbau prüft. Ohne einen korrekt eingereichten Bauantrag darf kein Bauvorhaben rechtlich starten - das kann schnell zu teuren Baustopps führen.
Rechtliche Grundlagen, die Sie kennen müssen
Jedes Bundesland regelt den Bauprozess über seine Landesbauordnung (LBO). Darin steht, welche Vorhaben genehmigungspflichtig sind und welche Unterlagen zwingend eingereicht werden müssen. Die Bauvorlagenverordnung (BSB‑EV) konkretisiert die Formate: Bauzeichnungen im Maßstab 1:100, dreifache Ausfertigungen, digitale Versionen bei den Bundesländern, die das Online‑Portal anbieten.
Seit 2020 gilt das Gebäudeenergiegesetz (GEG) mit immer strengeren Energie‑Nachweisen. Wer also 2025 einen Bauantrag stellt, muss bereits energetische Berechnungen und ggf. einen Energieausweis beifügen.
Die Kernunterlagen - was unbedingt dabei sein muss
- Ausgefülltes Antragsformular des zuständigen Bauamts.
- Grundrisse, Ansichten und Schnittzeichnungen im Maßstab 1:100 (erstellt von Architekt oder Bauingenieur).
- Baubeschreibung mit technischen Details, Baustoffen und geplanten Nutzungen.
- Lageplan + Freiflächenplan aus dem Liegenschaftskataster, markierter Bauort.
- Nachweis der Wohnfläche nach der Wohnflächen‑Verordnung (WoFIV).
- Statik‑Nachweise (Tragfähigkeit, Fundamentbemessung).
- Brandschutzkonzept und -nachweis.
- Wärmeschutz‑ bzw. Energie‑Nachweis nach GEG.
- Entwässerungs‑ und Wasserversorgungsplan.
- Falls gefordert: Schall‑Gutachten (z. B. bei lärmintensiven Nutzung).
- Grundbuchauszug (zeigt Eigentumsverhältnisse).
- Architekten‑ und Bauvertragsnachweis (bei privaten Bauherren).
Alle Dokumente müssen in dreifacher Ausfertigung (Papier) oder als PDF‑Datei mit der geforderten Auflösung eingereicht werden.
Schritt‑für‑Schritt: So bereiten Sie Ihre Unterlagen vor
- Vorlaufzeit planen: Der Bauantrag sollte mindestens 8 Wochen vor Baubeginn beim Bauamt liegen.
- Projektteam bestimmen: Architekt + Bauingenieur (für Statik und Bautechnik) beauftragen. Ohne Fachleute steigen Rückfragen um 68 %.
- Grundlagenermittlung: Liegenschaftskataster‑Auszug, Grundbuch, Bebauungsplan prüfen.
- Entwurfsphase: Architekt erstellt Grundrisse, Ansichten, Schnitte (10‑15 Arbeitstage).
- Nachweisphase: Statik‑ und Brandschutz‑Berechnungen (7‑10 Tage), Energie‑ und Wärmeschutz‑Nachweise (5‑7 Tage).
- Zusammenstellung: Alle Unterlagen in der vorgegebenen Reihenfolge (5‑7 Tage).
- Digitale Prüfung: In Bundesländern mit Online‑Portal die PDFs hochladen, Prüfliste abarbeiten.
- Einreichung: Beim Bauamt persönlich abgeben oder digital senden. Unterschriften der Nachbargrundstückseigentümer bei Abstands‑ und Grenzfragen beifügen.
- Nachfrage beantworten: Behörden können Rückfragen stellen - reagieren Sie binnen 14 Tagen, sonst Verzögerungen von bis zu 4 Wochen.
Die gesamte Vorbereitungszeit liegt bei 4‑6 Wochen, wenn Sie professionelle Unterstützung nutzen. Ohne Fachleute kann sich das leicht auf 8‑12 Wochen ausdehnen.
Digital vs. Papier - Vor- und Nachteile im Überblick
| Kriterium | Digital (Online‑Portal) | Papier (Post / Vor Ort) |
|---|---|---|
| Bearbeitungszeit | Reduziert um 22 Arbeitstage (ca. 30 % schneller) | Standard 3‑6 Monate, ggf. bis 12 Monate |
| Fehlerquote | 25 % weniger wegen automatischer Plausibilitätsprüfungen | Höhere Gefahr von fehlenden Unterschriften |
| Kosten | Portale meist gebührenfrei, evtl. geringe Upload‑Kosten | Druck, Versand, dreifache Kopien erhöhen Aufwand |
| Nachverfolgung | Echtzeit‑Statusanzeige, Eingangsbestätigung per Mail | Nur schriftliche Eingangsbestätigung, späterer Nachweis nötig |
| Umweltbilanz | Papier‑frei, geringer CO₂‑Fußabdruck | Papier‑ und Transportverbrauch |
Typische Stolperfallen und wie Sie sie umgehen
- Abstands‑ und Grenzflächen: 32 % aller Rückfragen betreffen falsche Abstandsangaben. Prüfen Sie frühzeitig den Bebauungsplan und holen Sie Nachbarn schriftlich ein.
- Statik‑Nachweis fehlt: 25 % der Verzögerungen entstehen hier. Lassen Sie die Tragfähigkeit von einem zugelassenen Bauingenieur zertifizieren.
- Entwässerungsplan unvollständig: 18 % der Anträge werden zurückgestellt. Erstellen Sie einen wasserspezifischen Lageplan, der Anschluss an die Gemeindekanalisation nachweist.
- Energetische Nachweise veraltet: GEG‑Anforderungen ändern sich alle zwei Jahre. Nutzen Sie aktuelle Berechnungssoftware und lassen Sie die Werte von einem Energieberater absegnen.
- Fehlende Unterschriften der Nachbarn: Ohne diese können Abstands‑ und Sichtschutz‑Probleme nicht geklärt werden. Holen Sie unterschriebene Lagepläne ein, bevor Sie den Antrag einreichen.
Ein gutes Projektmanagement‑Tool (z. B. Trello oder Asana) hilft, Deadlines zu setzen und Verantwortlichkeiten zu tracken.
Kosten und Gebühren - was Sie einplanen sollten
Die eigentliche Baugenehmigungsgebühr liegt laut VR Bank im Schnitt bei 0,5 % der Gesamtbaukosten (Spanne 0,3‑0,8 %). Bei einem Bauvorhaben von 350 000 € entstehen also etwa 1.750 € an Ämtergebühren. Zusätzlich fallen Kosten für:
- Architekten‑Honorar: ca. 8‑12 % der Baukosten (28 000‑42 000 € bei 350 k€).
- Statischer Nachweis: rund 1 % (3 500 €).
- Energie‑ und Wärmeschutznachweis: 0,5 % (1 750 €).
- Digitale Einreichungsgebühr (falls vorhanden): max. 50 €.
Rechnen Sie 5‑7 % der Baukosten für die gesamte Antragsvorbereitung ein, damit keine bösen Überraschungen kommen.
Praktische Checkliste zum Ausdrucken
- Formular (Bauamt‑Webseite herunterladen)
- Grundriss, Ansicht, Schnitt (1:100)
- Baubeschreibung (max. 2 Seiten)
- Lage‑ & Freiflächenplan (Kataster)
- Statik‑Nachweis (Berechnungsblatt)
- Brandschutz‑Konzept
- Wärmeschutz‑ & Energie‑Nachweis (GEG)
- Entwässerungs‑ und Wasserversorgungsplan
- Grundbuchauszug (letzte 3 Monate)
- Unterschriebene Nachbarschafts‑Bestätigung
- Digitaler Upload‑Ordner (PDF, max. 10 MB pro Datei)
Haben Sie alles im Blick, sparen Sie Stunden und reduzieren Rückfragen um bis zu 35 %.
Häufig gestellte Fragen
Wie lange dauert die Bearbeitung meines Bauantrags?
Im Schnitt rechnen Sie mit 3‑6 Monaten. Für komplexe Vorhaben wie Energie‑Passivhäuser kann die Frist bis zu 12 Monate betragen. Digitale Einreichungen verkürzen die Zeit meist um 30 %.
Muss ich alle Unterlagen in dreifacher Ausfertigung einreichen?
Ja, die meisten Länder verlangen drei Papierkopien plus ein digitales Original. Einige Bundesländer akzeptieren allein das PDF‑Upload‑Verfahren, prüfen Sie das Portal Ihres Bauamts.
Kann ich den Bauantrag selbst schreiben, ohne Architekt?
Theoretisch ja, praktisch führen fehlende Fachkenntnisse zu 68 % Rückfragen. Ein Architekt spart Ihnen durchschnittlich 55 Stunden Zeit und kostet 3.500‑5.000 €, was sich meist durch vermiedene Nachbesserungen auszahlt.
Welche digitalen Tools unterstützen die Antragstellung?
In Bayern, Nordrhein‑Westfalen und Baden‑Württemberg gibt es offizielle Online‑Portale (z. B. "Digitaler Bauantrag"). Ergänzend helfen CAD‑Programme (AutoCAD, ArchiCAD) und Berechnungssoftwares wie Dlubal oder EP-Cad.
Wie hoch sind die Gebühren für die Baugenehmigung?
Die Gebühren betragen etwa 0,3‑0,8 % der Baukosten. Bei einem 400 000 €‑Projekt liegen sie zwischen 1.200 € und 3.200 €.
Mit dieser Schritt‑für‑Schritt‑Anleitung und der Checkliste haben Sie alles, was Sie für einen reibungslosen Bauantrag benötigen. Jetzt fehlt nur noch das „Go“ vom Bauamt - und Ihr Bauvorhaben kann starten.
Jill Kummerer
Oktober 24, 2025 AT 14:35Das ist ein komplettes Chaos – wer hier die Checkliste überhaupt gelesen hat? Ihr spart euch die Mühe, das ist einfach pure Ignoranz.