- von Benjamin Alisic
- an 17 Nov, 2025
Stellen Sie sich vor: Ihr Kind läuft mit nassen Händen durch den Flur, kratzt mit einem Stift an der Wand, oder der Hund schiebt seinen Kopf gegen die Türzarge - und schon ist die Farbe weg. In Familienhaushalten ist das Alltag. Doch statt jeden Monat neu zu streichen, gibt es eine einfachere Lösung: robuste Innenfarben mit hoher Abriebfestigkeit. Die richtige Farbe hält jahrelang - auch wenn Kinder, Haustiere und Möbel sie täglich testen.
Was bedeutet eigentlich Abriebfestigkeit?
Abriebfestigkeit ist nicht nur ein technischer Begriff. Sie beschreibt, wie gut eine Wandfarbe dem täglichen Stress standhält: Fingerabdrücke, Putzschwamm, Möbel, die an der Wand rutschen, oder kleine Hände, die an der Wand entlangstreichen. Die Deutsche Institut für Normung (DIN) hat dafür eine klare Skala: die Nassabriebklasse nach DIN EN 13300:2013-07. Sie teilt Wandfarben in fünf Klassen ein - von 1 (höchste Haltbarkeit) bis 5 (nur für wenig genutzte Räume).Klasse 1 hält mindestens 2.000 Scheuergänge aus. Das bedeutet: Sie können die Wand mit einem feuchten Tuch oder sogar einem Putzschwamm abwischen - und die Farbe bleibt erhalten. Klasse 3 hält nur 600 bis 1.000 Durchgänge aus. In einem Kinderzimmer mit zwei Kindern? Das reicht für etwa drei Monate. Danach sehen die Wände aus, als wären sie fünf Jahre alt.
Welche Farben halten wirklich?
Nicht alle Farben sind gleich. Der Markt ist überwiegend von Dispersionsfarben dominiert - das sind wasserbasierte Lacke, die in über 80 % der deutschen Wohnungen verwendet werden. Doch nicht jede Dispersionsfarbe ist für Familien geeignet. Nur solche mit Nassabriebklasse 1 sind wirklich robust.Einige Hersteller haben spezielle Formulierungen entwickelt, die zusätzlich VOC-frei sind. VOC sind flüchtige organische Verbindungen, die in der Luft bleiben und bei Kindern oder Allergikern Atembeschwerden oder Kopfschmerzen auslösen können. Farben mit dem Blauen Engel-Siegel garantieren, dass keine schädlichen Stoffe enthalten sind. Laut Verbraucherzentrale nutzen mittlerweile 68 % der Familien bei Renovierungen solche geprüften Farben - ein Anstieg von fast 30 % seit 2018.
Alternativ gibt es mineralische Farben wie Lehm-, Kalk- oder Silikatfarben. Sie sind natürlicher, oft ohne Kunststoffe, und eignen sich besonders für empfindliche Menschen. Silikatfarbe ist dabei die festeste unter ihnen - sie verbindet sich chemisch mit der Wand und wird fast zur Wand selbst. Aber: Die Farbpalette ist begrenzt. Wenn Sie leuchtendes Türkis oder kräftiges Lila wollen, bleiben Sie bei hochwertigen Dispersionsfarben.
Wo braucht man besonders starke Farben?
Nicht jeder Raum braucht Klasse 1. Aber einige sind kritisch:- Flure und Treppenhäuser: Hier wird am häufigsten berührt, geschoben und gerubbelt. Ein Möbelrücken reicht, um eine schwache Farbe zu ruinieren.
- Kinderzimmer: Kinder kratzen, malen, lecken, berühren. Eine schadstofffreie, abriebfeste Farbe ist hier kein Luxus - sie ist ein Sicherheitsstandard.
- Küche: Fettflecken, Spritzer, feuchte Luft - hier hilft eine abwaschbare Farbe, aber nur, wenn sie auch die Reinigung aushält. Nicht jede „waschbare“ Farbe ist wirklich robust.
- Badezimmer: Feuchtraumfarben mit pilzhemmenden Zusätzen sind Pflicht. Aber Achtung: Billige Versionen verlieren ihre Schutzschicht schnell. Wählen Sie eine mit hoher Nassabriebklasse - auch hier ist Klasse 1 die beste Wahl.
Im Wohnzimmer oder Schlafzimmer reicht oft Klasse 2 oder 3 - solange Sie nicht ständig Putzschwamm und Wischmopp einsetzen. Aber wenn Sie wissen, dass Ihre Kinder dort spielen, malen oder ihre Spielzeuge über die Wände schieben, dann gehen Sie lieber auf Nummer sicher.
Was Sie bei der Auswahl unbedingt beachten müssen
Die Farbe allein reicht nicht. Sie müssen auch richtig auftragen.- Untergrund vorbereiten: Alte Farbe, Staub, Fett - alles muss weg. Eine schlecht vorbereitete Wand lässt jede Farbe schneller abblättern.
- Grundierung verwenden: Besonders bei dunklen Farben auf hellen Wänden. Ohne Grundierung brauchen Sie drei bis vier Anstriche - und selbst dann bleibt die Deckkraft schlecht.
- Stark durchrühren: Farbe trennt sich im Eimer. Ein Rührstab und mindestens zwei Minuten Rühren sorgen dafür, dass alle Bestandteile gleichmäßig verteilt sind. Sonst wird die Abriebfestigkeit ungleichmäßig.
- Nicht zu dick auftragen: Eine zu dicke Schicht trocknet von außen schnell, innen aber langsam. Das schwächt die Haftung. Zwei dünne Schichten sind besser als eine dicke.
- Genug trocknen lassen: Zu frühes Berühren reduziert die Abriebfestigkeit um bis zu 40 %. Laut Farbenbauern sollten Sie mindestens 24 Stunden warten - bei hoher Luftfeuchtigkeit sogar 48 Stunden.
Farbwahl: Hell ist besser
Dunkle Farben sehen edel aus - aber in Familienhaushalten sind sie oft eine Falle. Sie zeigen jeden Fingerabdruck, jeden Kratzer, jede Staubflocke. Und sie wirken in kleinen Räumen bedrückend. Ein Tipp von Experten: Nur eine Wand dunkel streichen. Oder nehmen Sie einen sanften Farbverlauf - von hell oben zu leicht dunkler unten. Das gibt Tiefe, ohne zu überladen.Und die Decke? Niemals dunkler als die Wände. Das macht den Raum niedriger und unangenehm schwer. Weiß oder sehr helles Beige bleibt die sicherste Wahl - und es macht die Wände auch nach Jahren noch frisch.
Was andere Familien erlebt haben
Auf Eltern- und Heimwerkerforen wird oft über Erfahrungen berichtet. Ein Nutzer schrieb: „Nach drei Monaten mit zwei Kindern sahen die Wände in Klasse 3 aus wie nach fünf Jahren. Klasse 1 hält dagegen problemlos.“ Ein anderer berichtete, dass sein Onkel das Treppenhaus neu streichen ließ - und sich bewusst für Klasse 1 entschied, „weil er nicht jedes Jahr neu anfangen wollte“.Ein häufiger Fehler: Die Farbe wird als „waschbar“ beworben, aber die Abriebfestigkeit wird nicht genannt. Das ist wie ein Auto, das „wetterfest“ ist - aber keine Bremsen hat. Fragen Sie immer nach der DIN-Klasse. Und wenn der Händler nicht weiß, was das bedeutet - gehen Sie woanders hin.
Trends und Innovationen
Die Farbindustrie entwickelt sich schnell. Seit 2021 gibt es Farben mit Nanotechnologie, die die Abriebfestigkeit um bis zu 30 % erhöhen. Forscher an der TU München arbeiten an fotokatalytischen Silikatfarben mit Titanoxid - diese Farben reinigen sich selbst, wenn Licht auf sie fällt. Sie zerlegen Schmutz und Gerüche - ideal für Kinderzimmer oder Badezimmer.Der Markt wächst: Der Anteil an hochabriebfesten Farben (Klasse 1-2) liegt mittlerweile bei 35 % - und steigt jährlich um 7,2 %. Bis 2027 soll dieser Anteil auf 50 % steigen. Der Trend ist klar: Familien wollen nicht nur schön, sondern auch langlebig und gesund. Die Zukunft liegt in Farben, die umweltfreundlich, schadstofffrei und extrem widerstandsfähig sind - und das alles in einem.
Was Sie jetzt tun sollten
1. Prüfen Sie die Wände: Wo gibt es schon Abrieb? In Flur, Kinderzimmer, Küche? Das sind Ihre Hauptzonen.Es geht nicht darum, die perfekte Farbe zu finden. Es geht darum, die richtige für Ihre Familie zu wählen - eine, die mitwächst, mitlauft, mitkratzt - und trotzdem noch nach fünf Jahren gut aussieht.
Was ist die beste Innenfarbe für Kinderzimmer?
Die beste Innenfarbe für Kinderzimmer ist eine hochabriebfeste Dispersionsfarbe der Nassabriebklasse 1, die zudem VOC-frei ist und das Blaue Engel-Siegel trägt. Diese Farben halten bis zu 2.000 Scheuergänge aus, sind schadstofffrei und eignen sich für häufiges Abwischen. Mineralische Farben wie Silikatfarbe sind ebenfalls geeignet, aber mit eingeschränkter Farbauswahl.
Ist eine abwaschbare Farbe immer robust?
Nein. „Abwaschbar“ ist kein geschützter Begriff. Viele Hersteller bezeichnen Farben als abwaschbar, die nur 300 bis 500 Scheuergänge aushalten - das ist Klasse 4 oder 5. Für Familien reicht das nicht. Achten Sie immer auf die DIN-Nassabriebklasse. Nur Klasse 1 bietet echte Langzeitbeständigkeit.
Warum sind mineralische Farben für Familien interessant?
Mineralische Farben wie Lehm-, Kalk- oder Silikatfarben enthalten keine Kunststoffe oder Lösungsmittel. Sie sind natürlicher, regulieren die Luftfeuchtigkeit und hemmen Schimmel. Silikatfarbe ist besonders fest und eignet sich gut für Badezimmer oder Flure. Allerdings gibt es weniger Farbtöne - und sie sind oft teurer. Sie sind ideal für Familien, die Wert auf Gesundheit und Umwelt legen.
Wie lange hält eine robuste Innenfarbe?
Eine hochwertige Farbe der Nassabriebklasse 1 hält in Familienhaushalten mindestens 8-12 Jahre, oft länger. Die Haltbarkeit hängt von der Qualität der Untergrundvorbereitung, der Anzahl der Anstriche und der Trocknungszeit ab. Wer falsch streicht, kann die Lebensdauer halbieren - selbst bei der besten Farbe.
Sollte man auch in der Küche eine robuste Farbe verwenden?
Ja. In der Küche entstehen Fettflecken, Wasserspritzer und Dampf. Eine normale Farbe verliert schnell ihren Glanz und wird fleckig. Eine abwaschbare Farbe mit Klasse 1 oder spezielle Feuchtraumfarben mit pilzhemmenden Eigenschaften sind hier empfehlenswert. Alternativ: Abwaschbare Tapeten direkt über dem Herd - aber die Wände daneben sollten trotzdem robust sein.
Warum ist die Trockenzeit so wichtig?
Wenn die Farbe nicht vollständig durchgetrocknet ist, kann sie sich beim Berühren oder Abwischen leicht abreiben. Zu frühes Reinigen oder Anlehnen reduziert die Abriebfestigkeit um bis zu 40 %. Die empfohlene Trockenzeit beträgt mindestens 24 Stunden - bei hoher Luftfeuchtigkeit oder kalten Räumen besser 48 Stunden. Geduld ist hier eine Investition.
Kann man eine alte Wandfarbe einfach überstreichen?
Nur, wenn die alte Farbe fest haftet und sauber ist. Wenn sie abblättert, schimmelt oder fettig ist, muss sie entfernt werden. Eine neue Farbe haftet nicht gut auf schlechten Untergründen - egal wie teuer sie ist. Vor dem Streichen immer gründlich reinigen, abreiben und gegebenenfalls grundieren.