Neue Fenster sollen wärmedämmend sein, Energie sparen und den Wohnkomfort erhöhen. Doch viele Hausbesitzer erleben nach dem Fenstertausch eine unerwartete Nebenwirkung: Schimmel an den Fensterlaibungen. Es ist kein Zufall. Es ist eine direkte Folge davon, dass moderne Fenster zu gut dichten. Alte Fenster mit ihren Ritzen und Undichtigkeiten haben jahrelang unbeabsichtigt für Luftaustausch gesorgt. Heute, mit neuen, luftdichten Fenstern, bleibt die Feuchtigkeit im Haus stecken - und das ist der Nährboden für Schimmel.
Warum entsteht Schimmel genau nach dem Fenstertausch?
Ein Vier-Personen-Haushalt gibt täglich zwischen 6 und 12 Liter Wasserdampf ab - durch Kochen, Duschen, Atmen, sogar Pflanzen. Früher verdunstete diese Feuchtigkeit einfach durch undichte Fenster. Heute bleibt sie in der Luft. Wenn diese warme, feuchte Luft auf kalte Oberflächen trifft, kondensiert sie. Und dort, wo Kondenswasser bleibt, wächst Schimmel. Besonders betroffen sind Fensterlaibungen. In Altbauten sind diese oft nicht gedämmt. Die Wände sind dünner als die neuen Fenster. Das führt zu einer sogenannten Wärmebrücke: Die Innenseite der Laibung bleibt kalt, selbst wenn die Raumtemperatur bei 20°C liegt. Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 60% und einer Raumtemperatur von 20°C liegt der Taupunkt bei etwa 12,5°C. Wenn die Laibungstemperatur darunter fällt - was bei undämmten Altbauten oft der Fall ist - kondensiert die Luft. Schimmel beginnt zu wachsen. Studien des Instituts für Bauphysik in Dresden zeigen: Moderne Fenster reduzieren den Luftwechsel von 0,5-1,0 Luftwechseln pro Stunde auf nur noch 0,1-0,3. Das ist ein Rückgang um das 3- bis 10-Fache. Kein Wunder, dass die Luftfeuchtigkeit nicht mehr abzieht.Wo genau entsteht der Schimmel - und warum dort?
Schimmel findet sich fast immer an denselben Stellen: an den Seiten und unterhalb der Fenster, an den Ecken der Laibungen, manchmal auch hinter Gardinen. Das ist kein Zufall. Diese Bereiche sind kälter als der Rest des Raumes. Die Luft, die an diesen Stellen abkühlt, gibt ihre Feuchtigkeit ab. Die Oberflächentemperatur muss mindestens 12,6°C betragen, um Schimmelbildung bei 80% Luftfeuchtigkeit zu verhindern - laut VdS-Richtlinie 2371. In vielen Altbauten liegt die Temperatur an den Laibungen aber nur bei 10-13°C. Ein perfekter Nährboden. Eine Umfrage des Verbandes Privater Bauherren (VPB) aus 2022 ergab: 63% aller Schimmelfälle nach Fenstertausch treten genau an Fensterlaibungen auf. Die Betroffenen haben oft nicht einmal bemerkt, dass die Wand darunter kalt ist. Sie denken, der Schimmel kommt von schlechter Lüftung - und lüften dann nur, wenn es schon zu spät ist.Was viele falsch machen: Die falschen Lösungsansätze
Einige Hausbesitzer versuchen, das Problem zu lösen, indem sie die Fensterdichtungen beschädigen. Sie bohren kleine Löcher in die Rahmen, öffnen Ritzen oder lockern die Dichtungen. Das klingt logisch - mehr Luft kommt rein, die Feuchtigkeit kann entweichen. Aber das ist eine gefährliche Falle. Die Deutsche Gesellschaft für Schadenverhütung (VdS) warnt ausdrücklich davor. Denn wenn die Dichtung beschädigt ist, dringt Kälte, Regen und Schmutz ein. Die Energieeffizienz der Fenster geht verloren. Die Heizkosten steigen wieder. Und der Schimmel bleibt - weil das eigentliche Problem, die kalte Oberfläche, nicht behoben wurde. Ein weiterer Irrtum: Nur lüften, wenn man Schimmel sieht. Das ist zu spät. Schimmel wächst unsichtbar, bis er sichtbar wird. Dann ist er oft schon tief in der Wand eingedrungen. Und die Beseitigung kostet zwischen 1.200 und 5.000 Euro pro Raum, wie das Institut für Schadensverhütung und Schadenforschung (ISVS) ermittelt hat.
Die drei wirkungsvollen Lösungen - von einfach bis professionell
1. Stoßlüften - der Mindeststandard Das ist die einfachste, billigste und wichtigste Maßnahme. Lüften Sie mindestens zweimal täglich, jeweils 5-10 Minuten. Alle Fenster weit öffnen. Nicht nur ein Fenster kippen - das bringt nichts. Der Luftaustausch muss schnell und kräftig erfolgen. Messungen der Fachhochschule Münster zeigen: Nach 10 Minuten Stoßlüften sinkt die Luftfeuchtigkeit im Raum um bis zu 20%. Das reicht, um Schimmel zu verhindern - wenn es regelmäßig geschieht. Machen Sie es zur Gewohnheit: Lüften Sie nach dem Duschen, Kochen oder Wäsche trocknen. Und morgens, bevor Sie die Heizung hochdrehen. Die kalte Luft bringt die Feuchtigkeit nach draußen. Die warme Heizung trocknet danach die Wände. 2. Fensterfalzlüfter - die praktische Ergänzung Wenn Stoßlüften zu unpraktisch ist - etwa bei älteren Menschen oder in lauten Straßen - sind Fensterfalzlüfter eine gute Lösung. Sie werden in den Fensterflügel eingebaut und sorgen für einen kontinuierlichen, geringen Luftaustausch von 5-10 m³ pro Stunde. Das reicht, um die Luftfeuchtigkeit im Griff zu halten, ohne dass Sie ständig lüften müssen. Die Installation kostet zwischen 25 und 50 Euro pro Fenster. Sie sind unauffällig, funktionieren ohne Strom und verhindern, dass kalte Luft direkt in den Raum strömt. Ein Nutzer auf Hausforum.de schrieb: „Nachdem ich drei Fensterfalzlüfter eingebaut hatte, war der Schimmel nach drei Wochen verschwunden - ohne dass ich noch lüften musste.“ 3. Kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung - die professionelle Lösung Für eine vollständige Lösung, besonders in Mehrfamilienhäusern oder bei umfassenden Sanierungen, ist eine zentrale oder dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung die beste Wahl. Diese Systeme ziehen die verbrauchte, feuchte Luft ab, entziehen ihr die Wärme und leiten die erwärmte, trockene Luft zurück in die Räume. Sie halten die Luftfeuchtigkeit konstant bei 40-50% - genau im idealen Bereich. Eine solche Anlage für eine 80-m²-Wohnung kostet zwischen 3.500 und 6.000 Euro, inklusive Montage. Aber: Die Bundesregierung fördert diese Investition mit bis zu 25% der Kosten (max. 5.000 Euro) über das BAFA. Und die Energieeinsparung durch die Wärmerückgewinnung amortisiert die Kosten oft innerhalb von 7-10 Jahren - vor allem, wenn man die Kosten für Schimmelbeseitigung mitrechnet.Was Sie vor dem Fenstertausch unbedingt prüfen müssen
Viele Schimmelprobleme entstehen nicht durch die neuen Fenster selbst - sondern durch schlechte Montage. Wenn die Anschlussfugen zwischen Fenster und Wand nicht richtig gedämmt werden, entstehen sofort Wärmebrücken. Experten wie Architektin Dr. Sabine Kulas vom DIBt bestätigen: Viele Handwerker vernachlässigen die Dämmung der Laibungen. Sie setzen das Fenster ein, dichten ab - und vergessen die Wände. Daher: Lassen Sie vor dem Fenstertausch ein Lüftungskonzept erstellen. Das sollte enthalten:- Die Luftwechselraten für jeden Raum
- Wie oft und wie lange gelüftet werden muss
- Ob und wie die Fensterlaibungen gedämmt werden
Was Mieter tun können
Wenn Sie mieten, ist der Vermieter verpflichtet, die Wohnung in einem ordnungsgemäßen Zustand zu halten - inklusive Schimmelvermeidung. Der Deutsche Mieterbund weist darauf hin: 68% der Mieter wissen nicht, wie sie richtig lüften. Das ist kein Mangel der Mieter - das ist ein Mangel der Information. Fordern Sie von Ihrem Vermieter:- Eine schriftliche Anleitung zum Lüftungsverhalten
- Die Installation von Fensterfalzlüftern, wenn nötig
- Die Dämmung der Fensterlaibungen, wenn Schimmel auftritt
Was sich in 2025 ändert - und warum Sie jetzt handeln sollten
Seit Anfang 2023 gilt: Bei Sanierungen mit mehr als 50% Fensteraustausch muss ein Lüftungskonzept vorgelegt werden - das ist in der überarbeiteten Energieeinsparverordnung (EnEV) festgeschrieben. Die Bundesregierung plant für Ende 2025 eine bundesweite Informationskampagne zur Schimmelvermeidung. Die Industrie reagiert bereits: Neue Fenster mit integrierter „SmartVent“-Technologie passen den Luftaustausch automatisch an die Luftfeuchtigkeit an. Die Zahl der verkauften Fensterlüftungssysteme ist von 120.000 im Jahr 2020 auf 215.000 im Jahr 2022 gestiegen - ein Anstieg von 79%. Das ist kein Trend. Das ist eine Notwendigkeit. Schimmel nach Fenstertausch ist kein Zufall. Es ist eine vermeidbare Folge von Ignoranz. Die Lösungen existieren. Sie sind bekannt. Sie sind erschwinglich. Der einzige Preis, den Sie zahlen müssen, ist Aufmerksamkeit.Warum wächst Schimmel nach dem Fenstertausch genau an den Fensterlaibungen?
Schimmel wächst dort, wo warme, feuchte Luft auf kalte Oberflächen trifft und kondensiert. Fensterlaibungen in Altbauten sind oft nicht gedämmt. Die Wand darunter ist dünner als das neue Fenster, daher bleibt die Oberfläche kalt - selbst bei 20°C Raumtemperatur. Bei einer Luftfeuchtigkeit von 60% und mehr kondensiert die Luft bereits bei 12,5°C. Wenn die Laibungstemperatur darunter liegt, entsteht Kondenswasser - und damit idealer Nährboden für Schimmel.
Reicht es, einfach öfter zu lüften?
Ja - aber nur, wenn es richtig gemacht wird. Stoßlüften, also alle Fenster für 5-10 Minuten komplett öffnen, mindestens zweimal täglich, senkt die Luftfeuchtigkeit um bis zu 20%. Das reicht, um Schimmel zu verhindern. Aber nur, wenn es konsequent geschieht. Kipplüftung oder nur ein Fenster öffnen bringt kaum etwas. Wer nicht lüften kann oder will, sollte auf Fensterfalzlüfter oder eine Lüftungsanlage setzen.
Soll ich die Fensterdichtungen beschädigen, um mehr Luft reinzulassen?
Nein. Das ist eine gefährliche Falle. Die Dichtungen schützen Ihr Haus vor Kälte, Regen und Lärm. Wenn Sie sie beschädigen, steigen Ihre Heizkosten, es kann Feuchtigkeit eindringen, und der Schimmel bleibt - weil die kalte Oberfläche nicht warm wird. Das Problem ist nicht zu wenig Luft, sondern zu kalte Wände. Nur die Dämmung der Laibungen löst das wirklich.
Wie teuer ist die Beseitigung von Schimmel nach Fenstertausch?
Die Kosten liegen zwischen 1.200 und 2.500 Euro pro Raum, wenn der Schimmel früh erkannt wird. Bei tiefgreifenden Schäden, wo die Wand oder der Putz erneuert werden muss, können bis zu 5.000 Euro anfallen. Dazu kommen oft Kosten für die Ursachenbeseitigung - wie Dämmung oder Lüftungsanlage. Das ist deutlich teurer als eine vorbeugende Lösung: Fensterfalzlüfter kosten unter 50 Euro pro Fenster, eine Lüftungsanlage wird zu 25% vom Staat gefördert.
Brauche ich eine Lüftungsanlage, wenn ich nur ein Fenster austausche?
Nicht zwingend - aber wenn Sie mehr als 50% der Fenster austauschen, ist ein Lüftungskonzept laut EnEV seit 2023 Pflicht. Selbst bei einem einzelnen Fenstertausch ist es sinnvoll, das Lüftungsverhalten zu überprüfen. Wenn Ihre Wohnung alt ist und schlecht gedämmt ist, kann schon ein Fenstertausch genug sein, um Schimmel zu begünstigen. In solchen Fällen helfen Fensterfalzlüfter oder regelmäßiges Stoßlüften.
Wie erkenne ich, ob meine Fensterlaibung gedämmt ist?
Halten Sie Ihre Hand an die Innenseite der Laibung, direkt neben dem Fenster. Wenn sie deutlich kälter anfühlt als die Wand daneben, ist sie nicht gedämmt. Ein professioneller Energieberater kann mit einer Wärmebildkamera das genaue Problem zeigen. Ideal ist eine Oberflächentemperatur von mindestens 15,5°C. Wenn sie darunter liegt, besteht Schimmelgefahr - besonders bei hoher Luftfeuchtigkeit.