Beim Neubau einer Immobilie denken die meisten an die Kosten für den Boden, die Bauhölzer, die Dachziegel oder die Fenster. Aber was viele vergessen: Bevor die erste Wand steht, muss das Haus an die öffentliche Infrastruktur angeschlossen werden. Anschlusskosten für Strom, Wasser, Gas und Kanal können schnell 15.000 Euro oder mehr ausmachen - und das ist nur der Anfang. Kein Bauherr darf diese Kosten ignorieren, denn ohne diese Anschlüsse bleibt das Haus nicht nur unbewohnbar, sondern es drohen auch Bußgelder und Baustopp.
Was genau sind Anschlusskosten?
Anschlusskosten sind die Gebühren, die Sie an die örtlichen Versorger zahlen, damit Strom, Wasser, Gas und Abwasser von der öffentlichen Leitung bis zu Ihrem Grundstück und in Ihr Haus geführt werden. Es ist kein Kauf, kein Mietvertrag - es ist eine verpflichtende technische Erschließung. In Österreich und Deutschland ist das gesetzlich vorgeschrieben. Ohne diese Anschlüsse dürfen Sie nicht bauen, und nach dem Bau dürfen Sie nicht einziehen.
Diese Kosten setzen sich aus mehreren Teilen zusammen: Die Netzbetreiber berechnen eine Anschlussgebühr, die Baukostenzuschüsse für die Verlegung von Leitungen, und dazu kommen die tatsächlichen Baukosten für das Graben, Verlegen und Anschließen. Manche Kommunen verlangen auch noch zusätzliche Gebühren für Regenwasserentsorgung oder Bodenverdichtung - besonders seit 2025 in vielen Städten.
Wie viel kostet der Stromanschluss?
Ein Stromanschluss für ein Einfamilienhaus kostet zwischen 1.200 und 4.000 Euro. Die Spanne ist groß, weil es auf zwei Dinge ankommt: die Entfernung zur nächsten Stromleitung und die benötigte Leistung. Ein Haus mit 30 kW Anschlussleistung, wie es heute Standard ist, kostet bei 100 Metern Leitungslänge etwa 1.273 Euro - wie es EWE Netz in einer konkreten Rechnung angibt.
Aber Achtung: Wenn Ihr Grundstück am Ende einer Sackgasse liegt, und die nächste Leitung 300 Meter entfernt ist, kann der Preis auf 3.500 Euro oder mehr klettern. Das liegt an den zusätzlichen Grabungsarbeiten und dem Material. Außerdem: Wer heute baut, muss mit Erdkabeln rechnen. Freileitungen sind in neuen Baugebieten fast überall verboten. Das kostet mehr - bis zu 30 % mehr, wie die Verbraucherzentrale warnt. Und das ist oft erst beim Graben sichtbar.
Wasseranschluss: Nicht immer so günstig wie gedacht
Wasseranschlüsse werden oft als „günstig“ abgetan. Doch die Realität sieht anders aus. Die meisten Quellen nennen 2.000 bis 5.000 Euro als typischen Betrag. Aber bei felsigem Boden, tiefen Grundwasserständen oder wenn die Hauptleitung weit entfernt ist, kann es auch 7.000 Euro werden.
Ein Beispiel aus Linz: Ein Bauherr musste 2024 für einen Wasseranschluss 4.800 Euro zahlen, weil die Hauptleitung 120 Meter entfernt lag und der Boden aus Schotter und Kies bestand. Das kostete extra Grabung und Stützmauern. Die Versorger berechnen auch den Durchmesser der Leitung - 32 mm ist Standard, aber bei größeren Häusern oder mehreren WCs kann es 40 mm oder mehr sein. Das steigert die Kosten.
Wichtig: Während des Baus brauchen Sie einen provisorischen Bauwasseranschluss. Der kostet monatlich bis zu 500 Euro. Das ist kein Bonus, das ist Pflicht. Wer das vergisst, hat keine Wasserleitung für die Baustelle - kein Betonmischer, kein WC, kein Trinkwasser. Das bremst den Bau.
Gasanschluss: Wird er noch gebraucht?
Gasanschlüsse sind in der Diskussion. Seit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) vom 1. Juli 2024 müssen Neubauten mit mindestens 65 % erneuerbarer Energie heizen. Das bedeutet: Gasheizungen sind fast ausgeschlossen. Viele Bauherren verzichten deshalb bewusst auf Gas - und sparen bis zu 3.700 Euro.
Aber: Wenn Sie eine Gas-Hybridheizung oder einen Gasherd planen, brauchen Sie den Anschluss. Die Kosten liegen zwischen 2.300 und 4.500 Euro. Das setzt sich zusammen aus einem Baukostenzuschuss (800-1.200 €) und den eigentlichen Anschlusskosten (1.500-2.000 €). Dazu kommen noch 500-1.200 Euro für die Verlegung im Haus und 50-120 Euro für den Gaszähler.
Und hier ist ein entscheidender Tipp: Der Gasanschluss muss vor der Heizungsinstallation beantragt werden. Der Zähler muss vor Inbetriebnahme montiert und geprüft werden. Wer das vergisst, muss den ganzen Heizungsplan ändern - und das kostet Zeit und Geld.
Kanalanschluss: Der teuerste Anschluss
Der Kanalanschluss ist der teuerste Teil der Erschließung. Die Kosten liegen zwischen 1.500 und 8.000 Euro - je nachdem, wie tief die Kanalisation liegt, ob es ein Mischsystem oder ein Trennsystem ist, und ob die Leitung durch Fels oder Lehm verlegt werden muss.
Ein Bauherr aus Schärding berichtete 2024, dass sein Kanalanschluss 7.200 Euro kostete, weil der Boden aus hartem Gneis bestand. Die Grabmaschine brauchte doppelt so lange. Dazu kam eine neue Vorschrift: Seit 2025 müssen viele Gemeinden zusätzlich Regenwasser zurückhalten - durch versickernde Gräben oder Regenwasserbecken. Das kostet extra 500 bis 1.500 Euro. Wer das nicht bedenkt, bekommt später eine Nachforderung.
Und: Der Kanalanschluss wird oft von der Gemeinde, nicht vom privaten Versorger, abgerechnet. Das bedeutet: Keine standardisierten Preise. Jede Kommune hat ihre eigene Gebührenordnung. In Linz sind die Kosten niedriger als in Salzburg. In manchen Dörfern gibt es keine zentrale Kanalisation - da muss ein privater Klärgraben gebaut werden. Das kostet 10.000 Euro und mehr.
Warum die Kosten oft höher sind als geplant
68 % der Bauherren, die 2024 befragt wurden, gaben an: Die Endkosten lagen 15-25 % über der ursprünglichen Schätzung. Warum?
- Die Entfernung zur Hauptleitung wurde unterschätzt.
- Der Boden war härter als im Gutachten beschrieben.
- Die Versorger haben die Baukostenzuschüsse nachträglich angehoben.
- Es wurde nicht früh genug beantragt - und dann gab es Wartezeiten von 3-6 Monaten.
- Die Erdverkabelung wurde nicht im Vorfeld geklärt - und plötzlich musste alles unterirdisch verlegt werden.
Ein Nutzer auf Reddit berichtete, dass sein Kanalanschluss 2.800 Euro mehr kostete, weil die Leitung durch einen Felsblock verlaufen musste. Ein anderer sparte 1.200 Euro, weil er alle Anschlüsse gleichzeitig beantragt hat - bei EWE Netz. Die Versorger geben dann einen Rabatt für Bündelung.
Wie Sie die Kosten reduzieren
- Beantragen Sie frühzeitig: Mindestens 6-8 Wochen vor Baubeginn. Bei manchen Versorgern dauert die Bearbeitung bis zu 4 Monate.
- Bündeln Sie alle Anschlüsse: Strom, Wasser, Gas, Kanal - alle auf einmal. Das spart Verwaltungskosten und reduziert die Bearbeitungszeit.
- Prüfen Sie den Boden vorher: Lassen Sie einen Geotechniker den Untergrund untersuchen. Das kostet 300-800 Euro, spart aber später Tausende.
- Frage nach Erdkabeln: Wenn Sie Freileitungen wollen, fragen Sie nach, ob das erlaubt ist. In den meisten Neubaugebieten ist es verboten.
- Vermeiden Sie Baustrom und Bauwasser: Wenn Sie die Baustelle mit einem Stromverteiler versorgen, kostet das 150-300 Euro pro Monat. Nutzen Sie lieber den späteren Anschluss, wenn er bereit ist.
Steuerlich absetzbar - aber nur mit Belegen
Die Anschlusskosten sind keine Nebenkosten. Sie gehören zu den Herstellungskosten der Immobilie. Das Finanzamt erkennt sie als Anschaffungskosten an. Das bedeutet: Sie können sie in die Anschaffungskosten einrechnen und so die Grundsteuer und später die Gewinnsteuer bei Verkauf reduzieren.
Aber: Sie brauchen Belege. Rechnungen, Zahlungsquittungen, Verträge. Die müssen Sie 10 Jahre aufbewahren - laut Finanzamt-Merkblatt Nr. 23/2023. Ohne Belege gibt es keine Absetzung. Wer das vergisst, verliert tausende Euro an Steuervorteilen.
Was sich 2025 ändert
Die Energiewende hat die Anschlusskosten verändert. Gasanschlüsse werden seltener gebraucht. Stromanschlüsse werden wichtiger - denn Wärmepumpen, Elektroheizungen und Ladesäulen für E-Autos brauchen mehr Leistung. Die Bundesnetzagentur hat 2023 eine Kostensteigerung von 8,7 % für Strom genehmigt. Bis 2027 wird die Deutsche Energieagentur mit weiteren 12-15 % rechnen.
Und: Die Regenwasserentsorgung wird teurer. In vielen Gemeinden müssen Sie jetzt zusätzlich für eine Versickerungsanlage zahlen. Das ist nicht mehr optional - es ist Pflicht. Die Kosten liegen bei 500-1.500 Euro. Wer das nicht bedenkt, bekommt später eine Nachforderung - und muss nachbauen.
Fazit: Planen Sie die Anschlüsse wie die Fundamente
Anschlusskosten sind kein Randthema. Sie sind Teil der Grundstruktur Ihres Hauses. Wie ein Fundament, das Sie nicht sehen, aber ohne das das Haus einstürzt. Ignorieren Sie sie nicht. Überschätzen Sie sie nicht - aber berechnen Sie sie realistisch. Holen Sie sich konkrete Angebote von Ihrem örtlichen Versorger. Fragen Sie nach der Entfernung zur Hauptleitung, nach der Bodenbeschaffenheit, nach den neuen Vorschriften. Und beantragen Sie alles frühzeitig. Denn wer zu spät anfängt, baut nicht nur langsamer - er zahlt auch mehr.