- von Helmut Schröder
- an 23 Nov, 2025
Stell dir vor, du baust deine neuen Wände, Decken und spachtelst sie selbst - und sparst dabei bis zu 2.000 Euro. Kein Wunder, dass immer mehr Bauherren in Deutschland auf Trockenbau-Eigenleistung setzen. Kein komplizierter Beton, keine schweren Lasten, nur Gipskartonplatten, Metallprofile und ein paar Werkzeuge. Aber ist das wirklich so einfach? Und was passiert, wenn du etwas falsch machst?
Warum Trockenbau die perfekte Eigenleistung ist
Im Vergleich zu Elektro- oder Sanitärarbeiten ist Trockenbau einer der sichersten Bereiche für Eigenleistungen. Kein Wasser, das in die Nachbarwohnung läuft. Kein Strom, der dich erschlägt. Wenn du eine Wand falsch montierst, bleibt sie meistens stehen - sie wird nur schief oder rissig. Und das lässt sich reparieren. Laut einer Umfrage von musterhaus.net (2023) wählen 68 % der Bauherren Trockenbau als Eigenleistung - deutlich mehr als bei jeder anderen Ausbaustufe. Warum? Weil die Materialkosten niedrig sind und die Lohnkosten hoch. Ein Handwerker berechnet zwischen 60 und 80 Euro pro Quadratmeter für eine komplette Trockenbauwand. Du zahlst nur 20 bis 30 Euro für die Platten, Profile und Spachtelmasse. Der Unterschied? Bis zu 50 Euro pro m² - das sind 1.500 Euro bei 30 m² Wandfläche.Was du brauchst: Material und Werkzeug
Du brauchst nicht viel, aber das Richtige. Für Wände verwendest du Gipskartonplatten (GKP) mit 12,5 mm Dicke. Für Decken brauchst du mindestens 15 mm, sonst knickt die Platte unter ihrem eigenen Gewicht durch. Die Platten sind leicht, aber groß - 2,50 m × 1,25 m sind Standard. Ein Anfänger schafft mit zwei Helfern etwa 10 m² pro Tag. Erfahrene Heimwerker schaffen bis zu 20 m². Die Grundausstattung:- Stichsäge mit Gipskartonsägeblatt (für präzise Schnitte)
- Wasserwaagenlaser (ab 150 € - unverzichtbar!)
- Metallprofil-Set (U- und C-Profile, 50 mm oder 75 mm Breite)
- Schraubenzieher mit Torsionsbegrenzung (für Gipskarton-Schrauben)
- Spachtelmasse-Mischer (ab 80 € - spart Stunden Handarbeit)
- Füllspachtel, Feinspachtel, Grundierung
- Atemschutzmaske FFP3 (Gipsstaub ist kein Spielzeug)
- Abstandshalter für die Profile (verhindern, dass die Platte zu fest an der Wand liegt)
Einige Bauherren unterschätzen den Laser. Ohne ihn wirst du Wände bauen, die wie eine Wellenlänge aussehen. Schon 3 mm Abweichung pro Meter - das ist weniger als die Breite eines Fingers - führen zu sichtbaren Unebenheiten nach dem Spachteln. Das ist kein Problem, wenn du später tapezierst. Aber wenn du streichst, siehst du jede Wölbung.
Wände bauen: Schritt für Schritt
1. Planung: Zeichne die Wandposition auf den Boden und die Decke. Achte auf Türen, Steckdosen, Lüftung. Nutze den Laser, um die Linien genau zu übertragen. 2. Profile montieren: Befestige die U-Profile (Unter- und Oberkante) mit Dübeln oder Beton-Nagelbolzen. Danach die C-Profile senkrecht im Abstand von 40 bis 60 cm. Die Profile müssen waagerecht und senkrecht sein - sonst wird die Wand krumm. Prüfe jede Reihe mit der Wasserwaage. Ein Fehler hier, und du zahlst später doppelt. 3. Platten anbringen: Schneide die Platten zurecht. Beginne oben, dann nach unten. Schraube die Platten mit Abstand von 15 cm an die Profile. Die Schrauben sollten 1 cm unter der Oberfläche sitzen - nicht zu tief, nicht zu flach. Lasse 3 mm Abstand zwischen den Platten. Das ist wichtig für die Fugen. 4. Verkleben von Ecken: Verwende spezielle Eckenprofile aus Kunststoff oder Metall. Diese verhindern, dass die Ecken abbrechen. Klebe sie mit Füllspachtel an.Decken: Was du anders machst
Decken sind schwieriger als Wände. Warum? Weil du von unten arbeitest. Die Platten wiegen 12 kg pro m². Du brauchst mindestens zwei Personen. Die Profile müssen dichter sein - max. 40 cm Abstand. Die Platten werden quer verlegt, nicht senkrecht. Das gibt mehr Stabilität. Und du brauchst mehr Spachtelmasse, weil die Decke später sichtbar ist - keine Tapete, die Fehler versteckt.
Spachteln: Die entscheidende Phase
Spachteln ist kein Malen. Es ist ein dreistufiger Prozess.- Erste Schicht: Füllspachtel in die Fugen und Schraubenlöcher. Mit einem breiten Spachtel (15-20 cm) glattziehen. Trocknungszeit: 24 Stunden.
- Zweite Schicht: Feinspachtel auftragen. Jetzt geht es um Oberfläche. Mit einem 25-30 cm Spachtel arbeiten. Trocknungszeit: 24-48 Stunden, je nach Luftfeuchtigkeit.
- Dritte Schicht: Feinspachtel mit feinem Schwamm oder feinem Sandpapier (120er) abreiben. Danach grundieren. Nur dann tapezierst oder streichst du.
Wichtig: Keine Spachtelmasse aus dem Baumarkt mit „für Anfänger“ auf der Packung. Die ist oft zu fettig und reißt später. Nutze Produkte von Knauf, Rigips oder Schönox. Sie sind speziell für Gipskarton entwickelt.
Was du nicht selber machen solltest
Trockenbau ist sicher - aber nicht immer. Wenn du Schallschutz brauchst, z. B. zwischen Wohnung und Nachbar, dann brauchst du spezielle Dämmplatten, elastische Befestigungen und Dampfbremsen. Das ist kein Job für den Wochenend-Heimwerker. Fehler hier führen zu Nachbarschaftsstreitigkeiten. Auch bei Brandschutzwänden (z. B. im Treppenhaus) musst du auf die Feuerwiderstandsklasse achten. Das ist nicht mit Standard-GKP zu machen. Laut Bauexperten von Schwaebisch Hall (2023) sind 32 % der Fehler bei Eigenleistungen auf falsche Abdichtungen an Anschlüssen zurückzuführen - besonders an Fenstern, Türen und Rohrleitungen.Dokumentation: Dein Schlüssel zur Muskelhypothek
Wenn du die Eigenleistung bei deiner Bank als Eigenkapital geltend machen willst, brauchst du Nachweise. Die meisten Banken - wie die Berliner Sparkasse oder die VR Bank - verlangen:- Fotos von jedem Arbeitsschritt (Profile montiert, Platten angebracht, Spachtelarbeit)
- Rechnungen für alle Materialien (mit Datum und Adresse)
- Eine schriftliche Bestätigung von einem Architekten oder Bauleiter, dass die Arbeit fachgerecht ist
- Arbeitsprotokoll: Datum, Uhrzeit, geleistete Stunden, geleistete Arbeit
Du kannst bis zu 15 % der Bausumme durch Eigenleistung anrechnen. Bei einem 300.000 €-Haus sind das 45.000 € - das kann dir einen besseren Zinssatz bringen. Aber: Ohne Dokumentation, keine Anrechnung. Keine Ausnahme.
Was schiefgehen kann - und wie du es vermeidest
Die häufigsten Fehler bei Trockenbau-Eigenleistungen:- Kein Laser: 41 % der Bauherren haben schief verlaufende Wände - weil sie nur mit der alten Wasserwaage gearbeitet haben.
- Falsche Spachtelmasse: 31 % der Risse entstehen, weil zu billige oder ungeeignete Masse verwendet wurde.
- Zu wenig Trocknungszeit: 26 % der Nachbesserungen passieren, weil die nächste Schicht zu früh aufgetragen wurde.
- Nicht vorbohren: 43 % der Risse in den Platten entstehen, weil die Schrauben direkt in das Metallprofil geschraubt wurden - ohne Vorbereitung. Die Platte reißt.
Die Lösung? Lies die Anleitungen der Hersteller. Nutze Apps wie „Trockenbau Coach“ (seit Q4 2023 verfügbar). Sie zeigen dir Schritt für Schritt, wie du richtig arbeitest - mit Videos und Erinnerungen für Trocknungszeiten.
Wie lange dauert es?
Ein erfahrener Heimwerker braucht 50-60 Stunden für 100 m² (Wände + Decken + Spachteln). Ein Anfänger braucht 80-100 Stunden. Das sind 2-3 Wochen am Wochenende. Du musst realistisch sein. Viele Bauherren unterschätzen die Zeit. 63 % der Unzufriedenen in der Instagram-Umfrage von @Bauherren_Rat (2023) sagten: „Ich dachte, ich schaffe das in 2 Wochen. Es dauerte 6.“Was bleibt - und was du wirklich gewinnst
Die Zahlen sprechen für sich: 58 % der Bauherren sind mit ihrer Eigenleistung zufrieden, 82 % sagen: „Ich fühle mich stolz, das selbst gemacht zu haben.“ Die Kosteneinsparung ist real. Die Qualität kann professionell sein - wenn du geduldig bist und dich an die Regeln hältst.Die Zukunft gehört den Bauherren, die wissen, was sie tun. Der Anteil der Eigenleistungen im deutschen Wohnungsbau ist von 18 % (2018) auf 27 % (2023) gestiegen. Bis 2027 soll er bei Trockenbau bei 35 % liegen. Warum? Weil die Handwerkerpreise steigen - und die Materialpreise stabil bleiben. Gipskarton kostet seit 2020 konstant 2,50-3,50 € pro m². Die Lohnkosten steigen jährlich um 3-5 %. Du hast also immer mehr Grund, selbst zu bauen.
Kann ich Trockenbau wirklich als Eigenleistung bei der Bank anrechnen?
Ja, wenn du die Voraussetzungen erfüllst. Die meisten Banken, wie Sparkasse Berlin oder VR Bank, akzeptieren bis zu 10-15 % der Bausumme als Eigenleistung. Du brauchst Fotos, Materialrechnungen, ein Arbeitsprotokoll und eine Bestätigung von einem Architekten oder Bauunternehmer, dass die Arbeiten fachgerecht ausgeführt wurden. Ohne Nachweise keine Anrechnung.
Wie viel kostet eine Trockenbauwand pro Quadratmeter als Eigenleistung?
Als Eigenleistung zahlst du nur die Materialkosten: ca. 20-30 € pro m². Dazu kommen Werkzeugkosten - aber die sind einmalig. Ein Handwerker verlangt 60-80 € pro m². Du sparst also 40-60 € pro Quadratmeter. Bei 50 m² sind das 2.000-3.000 €.
Welche Gipskartonplatten sind für Anfänger am besten?
Für Wände: GKP 12,5 mm von Knauf oder Rigips. Für Decken: mindestens 15 mm. Wähle Standardplatten - nicht Brandschutz- oder Schallschutzplatten, wenn du kein Fachwissen hast. Diese erfordern spezielle Montage und sind teurer. Beginne mit einfachen Wänden ohne technische Anforderungen.
Muss ich eine Bauhelferversicherung abschließen?
Ja, das ist gesetzlich vorgeschrieben, wenn du selbst arbeitest. Die Versicherung deckt Unfälle auf der Baustelle ab. Sie kostet 50-100 € pro Jahr und ist bei den meisten Versicherern über den Hausbau- oder Privathaftpflicht-Vertrag erhältlich. Ohne Versicherung riskierst du, dass deine private Haftpflicht nicht zahlt.
Wie lange dauert das Spachteln, bis ich streichen kann?
Mindestens 72 Stunden. Erste Schicht: 24 Stunden trocknen. Zweite Schicht: 24-48 Stunden. Dann abschleifen und grundieren. Danach mindestens 24 Stunden warten, bevor du streichst. Bei hoher Luftfeuchtigkeit oder kalten Räumen verlängert sich die Zeit. Nie überstürzen - sonst reißt der Spachtel.