
- von Helmut Schröder
- an 7 Sep, 2025
Zu großer Spalt zieht und lässt Gerüche durch. Zu kleiner Spalt klemmt, scheuert den Boden und killt die Schalldämmung. Hier bekommst du die Millimeter, die in der Praxis funktionieren - plus eine einfache Mess- und Einstellanleitung, die du an einem Nachmittag schaffst. Realistisch, normnah und ohne Bastelfallen.
- Standard Abstand Tür Boden: 7 mm (Innentür ohne besondere Anforderungen).
- Mehr Luft nötig? Bad/WC mit Abluft oder Teppich: meist 10-12 mm (ohne Gitter), Teppich hochflorig 12-15 mm.
- Wenig Luft/abgedichtet: Wohnungseingang, Schallschutz, Rauch-/Feuerschutz, Haustür: 0-3 mm mit Absenkdichtung/Schwelle (je nach Klassifizierung).
- Unverhandelbar: Klassifizierte Türen (Rauch-/Feuerschutz) nur gemäß Zulassung ändern.
- Erst messen, dann sägen: Bodenunebenheit, Belagshöhen, Matten und Lüftungsbedarf berücksichtigen.
Richtwerte, Normen und Entscheidungshilfe
Die kurze Antwort für eine normale Innentür lautet: 7 mm Bodenluft. Das ist das Maß, mit dem die meisten Zargen/Blätter in Deutschland geplant werden. Aber nicht jede Tür ist “normal”. Je nach Nutzung, Belag, Schallschutz oder Brandschutz ändert sich das Zielmaß deutlich.
„Für Innentüren in Standardausführung wird die Bodenluft mit 7 mm vorgesehen.“ - DIN 18101 (Türblätter für Zargen nach DIN 18111, Grundmaße und Toleranzen)
Das ist der Ausgangspunkt. Jetzt legst du fest, ob du mehr oder weniger brauchst. Hier helfen klare Regeln:
- Du willst Luftaustausch (Bad/WC mit Lüfter, Räume ohne separate Überströmöffnung)? Plane eher 10-12 mm. Große Spalte über 12-15 mm sind selten sinnvoll - dann lieber ein Überströmgitter in die Tür oder Wand.
- Du willst Dichtheit (Schall, Geruch, Zugluft, Energiesparen, Hauseingang/Flur im Mehrfamilienhaus)? Plane 0-3 mm in Kombination mit Absenkdichtung oder geprüfter Schwelle.
- Teppich oder hohe Matte hinter der Tür? Kalkuliere Poldicke + 3-5 mm Reserve, sonst scheuert’s oder bleibt hängen.
- Brandschutz/Rauchschutz? Du richtest dich nach der Zulassung des Bauteils (T30, RS). Freies Kürzen ist tabu.
Türtyp/Situation | Empfohlener Spalt | Warum | Norm/Orientierung | Hinweis |
---|---|---|---|---|
Innentür Standard | 7 mm | Funktioniert mit üblichen Zargen, genug Luft, kein Schleifen | DIN 18101 | Werksmaß vieler Hersteller |
Bad/WC mit mechanischer Abluft, kein Überströmgitter | 10-12 mm | Frischluft-Nachströmung | DIN 18017-3 (Überströmwege vorsehen) | Bei Geruchssensibilität lieber Gitter statt größerem Spalt |
Bad mit Fenster, ohne speziellen Lüfter | 7-8 mm | Normale Nachströmung reicht aus | Praxisregel, Herstellerangaben | Bei Schimmelproblemen Überströmöffnung nachrüsten |
Kinderzimmer/Teppich (mittelhoch) | 12-15 mm | Teppichhöhe + Reserve | Praxis | Polhöhe real messen, Reserve 3-5 mm |
Wohnungseingangstür (MFH) | 0-3 mm (mit Dichtung) | Schall, Geruch, Zug | DIN 4109 (Schallschutz) | Absenkdichtung/Schwelle nötig |
Haustür außen | 0-3 mm (mit Dichtung) | Wärme, Dichtheit, Schlagregen | EN 12207/12208 (Luft-/Wasserdichtheit) | Geprüfte Schwelle, keine offene Bodenluft |
Schallschutztür Rw ≥ 37 dB | 0-2 mm (abgedichtet) | Leckagen minimieren | DIN 4109 | Absenkdichtung Pflicht |
Rauchschutz (RS) | 0 mm Leck nach Konzept | Rauchdicht | DIN EN 1634-3 (ersetzt DIN 18095) | Nur zugelassene Dichtungen |
Feuerschutz T30/T90 | gemäß Zulassung | Sicherheit, Prüfung | DIN 4102/EN 1634-1 | Nicht kürzen ohne Systemfreigabe |
Barrierefrei (Innen) | 0-3 mm (abgedichtet) | Keine Schwelle, leichtes Öffnen | DIN 18040 | Automatische Bodendichtung + schwellenlos |
Altbau, unebener Boden | 7-10 mm (lokal variabel) | Schiefstand ausgleichen | Praxis | Absenkdichtung gleicht Unebenheit aus |
Ein Satz, der vieles auf den Punkt bringt: So klein wie möglich, so groß wie nötig - und bei Dichtheit immer mit Absenkdichtung arbeiten.

Messen, planen, einstellen: So ermittelst du den richtigen Spalt
Bevor du sägst oder am Band (Scharnier) drehst, prüfst du die Rahmenbedingungen. So vermeidest du Folgefehler.
- Anforderungen klären
Welche Tür ist es? Innenraum, Wohnungseingang, Haustür, Bad/WC, Büro? Gibt es Lüfter, Überströmöffnungen, Schallschutzanforderungen, Brandschutz? Mietwohnung oder Eigentum? Bei Klassifizierungen (RS/T30) ist die Zulassung maßgeblich. - Beläge und Matten berücksichtigen
Welche Bodenbeläge liegen jetzt und künftig? Vinyl/Laminat 6-10 mm, Parkett 10-15 mm, Fliese 9-12 mm, Teppich 8-15 mm plus Unterlage. Willst du direkt hinter der Tür eine Matte? Plane Poldicke + 3-5 mm Reserve. - Den Ist-Spalt messen
Tür schließen. Miss an mehreren Stellen entlang der unteren Türkante. Praxistipp: Staple drei 1-Euro-Münzen (≈ 7 mm). Wenn der Stapel gerade so durchpasst, liegst du bei ~7 mm. Vier Münzen sind ~9,3 mm, zwei sind ~4,7 mm. Alternativ Fühlerlehren oder einen 150-mm-Schieblehreinsatz nutzen. - Schwenkbereich prüfen
Öffne die Tür langsam auf 90° und 120° und beobachte den niedrigsten Punkt am Boden (Schüsseln, Wellen, Stolperkanten). Hier braucht der Flügel die meiste Luft. - Zielmaß festlegen
Nutze die Tabelle oben: Standard 7 mm, Bad/WC 10-12 mm, Teppich 12-15 mm, Schall/Rauch 0-3 mm mit Dichtung. Notiere dein Zielmaß. - Wahl der Lösung
- Nur minimal korrigieren (±2-3 mm)? Einfach am Band (Scharnieren) justieren oder die Bodendichtung fein einstellen.
- Mehr Luft schaffen (z. B. +5-10 mm)? Tür unten kürzen. Bei Röhrenspan/Hohlraumblättern die zulässige Kürzung beachten (Herstellerdaten, oft 10-15 mm). Notfalls Anleimer (Holzleiste) neu aufdoppeln.
- Mehr Dichtheit? Absenkdichtung nachrüsten (nut- oder aufschraubbar) oder geprüfte Schwelle einsetzen.
- Mehr Luft ohne Spalt? Überströmgitter in Türblatt oder Wand statt riesigem Spalt, besonders bei Bädern und Ankleiden.
- Kürzen - so machst du es sauber
- Tür aushängen, auf Böcke legen. Schnitt anzeichnen (Klebeband als Ausrissschutz).
- Mit Führungsschiene und feinem Blatt sägen (80+ Zähne bei Holz). Alternativ Elektrohobel millimeterweise.
- Kanten brechen, versiegeln (gerade bei Feuchträumen: Lack/PU, damit die Kante nicht aufquillt).
- Absenkdichtung einbauen: Hersteller gibt Nutbreite/-tiefe vor (typ. 12 x 15 mm). Dichtung so einstellen, dass sie beim Schließen gleichmäßig aufliegt, aber die Tür nicht bremst.
- Scharnier-Feintuning
Moderne Bänder sind dreidimensional verstellbar. Senke den Flügel, wenn die Luft zu knapp ist. Hebe ihn, wenn er schleift. Kleine Schritte (¼ Umdrehung), danach Probelauf. - Funktion testieren
Tür mehrmals schließen/öffnen, auch im 120°-Winkel. Prüfe Zugluft mit der Hand, Geräusche, Dichtungsspuren. Achte auf Winter-/Sommerdrift (Holz arbeitet, Luftfeuchte).
Fehler, die du dir sparen kannst:
- Hohlraumtür zu stark kürzen - der Untergurt fehlt, die Kante wird weich. Immer Herstellergrenzen beachten und ggf. Anleimer setzten.
- Riesenspalt fürs Bad schneiden, obwohl ein kleines Lüftungsgitter die bessere, geruchsarme Lösung wäre.
- Bodenkante im Bad unversiegelt lassen - Aufquellen vorprogrammiert.
- Bei Brandschutz-/Rauchschutztüren eigenmächtig sägen - Zulassung weg, Versicherungsthema.
- Teppich erst nach dem Kürzen legen - Reihenfolge umdrehen, sonst doppelte Arbeit.

Beispiele, Checklisten, FAQ und nächste Schritte
Die folgenden Szenarien zeigen, wie du die Regeln anwendest - mit klaren Entscheidungen und kurzen To-dos. Danach findest du eine Checkliste, eine Mini-FAQ und Troubleshooting.
Szenario 1: Standard-Innentür, Laminat im Flur, Vinyl im Zimmer
Aktuell 7 mm, im Zimmer kommt noch 2 mm Vinyl + 1 mm Unterlage. Beim Öffnen über die Stoßkante könnte es schleifen. Lösung: Zielmaß 8-9 mm. Scharnier minimal nachjustieren (+1-2 mm) statt sägen. Ergebnis: Kein Schleifen, Luft bleibt moderat.
Szenario 2: Bad ohne Fenster, mechanische Abluft
Aktuell 7 mm, kein Gitter vorhanden, Gerüche ziehen in den Flur. Du willst trotzdem Luft tauschen, aber nicht „offen“ zum Flur. Lösung: Zwei Wege - entweder Bodenluft auf 10-12 mm erhöhen oder ein Tür-Überströmgitter (~150 cm² freier Querschnitt) einsetzen und bei 7-8 mm bleiben. Für weniger Geruch ist das Gitter die bessere Wahl.
Szenario 3: Wohnungseingangstür in Dresden, Flur kalt, Essensgerüche im Treppenhaus
Hier zählt Dichtheit. Zielmaß 0-3 mm mit Absenkdichtung. Prüfe, ob am Blatt bereits eine Nut vorhanden ist. Wenn nicht: Nachrüst-Absenkdichtung (aufschraubbar) oder Fräsnut setzen. Außenklima in Sachsen im Winter ist knackig - ein dauerhafter Spalt frisst Wärme.
Szenario 4: Kinderzimmer mit neuem Hochflorteppich
Polhöhe 12 mm, Unterlage 3 mm. Plane 12 + 3 + 3 (Reserve) = 18 mm. Wenn die Tür nur um 10-12 mm gekürzt werden darf, brauchst du einen neuen Untergurt/Anleimer. Absenkdichtung ist hier nicht nötig, aber schadet nicht.
Szenario 5: Büro mit Schallschutzanforderung
Ziel: Ruhe. Plane 0-2 mm statischen Spalt und setze eine hochwertige Absenkdichtung (Hub 8-13 mm) ein. Prüfe Rahmen- und Anschlagdichtungen. Schon kleine Leckagen ruinieren die dB-Werte.
Cheat-Sheet: Entscheidung in 30 Sekunden
- Einfach wohnen, Standard-Innentür: 7 mm.
- Mehr Luft (Bad/WC, keine Überströmöffnung): 10-12 mm.
- Teppich: Pol + Unterlage + 3-5 mm.
- Dicht (Schall, Geruch, Energie): 0-3 mm mit Absenkdichtung.
- Brandschutz/Rauchschutz: Nie ohne Zulassungsdetails ändern.
Werkzeugliste fürs Kürzen und Dichten
- Führungssäge + Feinschnittblatt oder Elektrohobel
- Schmiege, Streichmaß, Klebeband gegen Ausrisse
- Schraubzwingen, Böcke, Schutzbrille, Gehörschutz
- Absenkdichtung passend zur Türbreite (Hub beachten)
- Versiegelung (Lack/PU) für die Schnittkante, vor allem in Feuchträumen
Mini-FAQ
- Gibt es eine „offizielle“ Zahl?
Für Standard-Innentüren: 7 mm (DIN 18101). Für Spezialfälle (Schall, Rauch, Außen) gelten Systemprüfungen/Anforderungen - daher abgedichtet und kleinster Spalt. - Ich wohne zur Miete - darf ich die Tür kürzen?
Nur mit Zustimmung der Vermietung. Reversible Optionen: Absenkdichtung nachrüsten, Scharniere justieren, Überströmgitter einsetzen. Kürzen ist ein Eingriff am Mietobjekt. - Mein Spalt ist zu groß und es zieht - was tun?
Absenkdichtung nachrüsten, Bodendichtung (Bürste) nur als Übergangslösung. Bei Wohnungseingängen auf geprüfte Dichtungssysteme achten. - Die Tür schleift nur im Winter - normal?
Ja, Holz arbeitet. Raumfeuchte steigt, das Blatt „wächst“. Plane daher 1-2 mm Reserve ein und prüfe das Raumklima (40-60 % r. F.). - Badgeruch zieht in die Wohnung. Größerer Spalt hilft?
Teilweise, aber nicht ideal. Besser: Überströmöffnung (Tür-/Wandgitter) und gezielte Abluft. So bleibt der Spalt moderat und der Flur bleibt neutral. - Wie dicht muss eine Haustür unten sein?
So dicht wie das System hergibt: Schwelle/Absenkdichtung, keine offene Bodenluft. Ziel sind gute Luftdichtheitsklassen (EN 12207), schon für den Energieverbrauch.
Nächste Schritte
- Türtyp bestimmen und Zielmaß aus Tabelle wählen.
- Ist-Spalt an mehreren Punkten im Schwenkbereich messen.
- Bodenbeläge/Matten einplanen, Reserve addieren.
- Entscheiden: Kürzen, Scharnier justieren, Dichtung nachrüsten oder Überströmung einbauen.
- Sauber arbeiten: Schnittkanten versiegeln, Dichtungen fein einstellen, Probeschließen.
Troubleshooting
- Tür klemmt an einer Stelle: Punktuell hoher Boden. Lösung: Flügel minimal höher hängen oder Absenkdichtung mit Gefälle einstellen. Im Zweifel Bodenstelle entschärfen (Schleifen bei Holz).
- Nach dem Teppichtausch schleift die Tür: Polhöhe unterschätzt. Lösung: Tür unten kürzen, Schnittkante versiegeln. Bei limitierter Kürzung: Anleimer einsetzen.
- Spalt trotz Absenkdichtung noch undicht: Dichtung zu locker/zu fest. Stellschraube ¼ Umdrehung anpassen. Prüfe auch, ob der Auslösebolzen korrekt auf die Zargenseite trifft.
- Geräusche aus dem Flur (Wohnungseingang): Neben dem Boden prüfen: Dichtlippen im Falz, Spaltmaß an Kopf-/Bandseite. Kleine Leckagen summieren sich.
- Brandschutz/Rauchschutz im Bestand: Nichts eigenständig ändern. Fachbetrieb mit Zulassungskenntnis beauftragen. Dokumentation aufbewahren.
Zum Schluss noch eine Faustregel aus der Praxis: Spalte verursachen mehr Ärger als sie lösen. Wenn du Luft brauchst, denk „Überströmung“, wenn du Ruhe willst, denk „Dichtung“. Und das Maßband sagt dir, wo die Wahrheit in Millimetern liegt.